Gewaltprävention

Vorbemerkungen

 

Die pädagogische Grundausrichtung der Grundschule Elsfleth ist in ihren Leitlinien verankert. Akzeptanz und respektvolles Miteinander bestimmt den Umgang. Konflikte begegnen dem Menschen in jeder Altersstufe, sie sind Bestandteil jeglichen Zusammenlebens. Nicht jedem Streit, jedem Angriff kann man aus dem Weg gehen, weder zu Hause, noch in der Schule, noch anderswo.

 

Kinder, die in die Grundschule eingeschult werden, müssen sich stärker als bisher in eine Gruppe einfügen und dort auch behaupten. Sie müssen im Unterricht auf ihre Mitschüler eingehen und auf sie Rücksicht nehmen. Oft tun sie sich schwer, die unterschiedlichen Grenzen, die jeder aufstellt, um sich zu schützen, zu erkennen und zu respektieren. Es kommt zu Reibungspunkten, die nicht selten zu verbalen oder handgreiflichen Auseinandersetzungen, zu Gewalt führen. Dabei beinhaltet Gewalt nicht nur verbale und körperliche, sondern auch psychische Gewalt wie Drohen, Erpressen, Ausgrenzen usw.

 

Übergeordnete Ziele

Zur angemessenen Lösung von Konflikten benötigen Kinder häufig Hilfestellungen. So sollen ihnen während ihrer Grundschulzeit grundlegende Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt werden, die sie zunehmend in die Lage versetzen, ihre Konflikte friedlich zu lösen.

 

Die Kinder sollen während der Grundschulzeit

  • Möglichkeiten und Regeln des Zusammenlebens entwickeln,
  • mit ihren Bedürfnissen und den Bedürfnissen anderer umgehen lernen
  • Konflikte friedlich lösen lernen
  • Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen.

 

Unsere Arbeit zielt auf eine grundsätzliche Stärkung der Persönlichkeit im Bereich der sozialen Kompetenzen. Selbstständigkeit und Selbstvertrauen sollen gesteigert, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit sollen ausgeweitet und Konfliktlösestrategien eingeübt werden. Die Entwicklung der genannten Bereiche soll zu einer besonderen Ich-Stärke führen und damit die Schüler und Schülerinnen befähigen, sich in unterschiedlichen sozialen Situationen richtig und angemessen zu verhalten.

Wege zu einem respektvollen Umgang

Folgende Säulen stützen im Wesentlichen unsere Ziele:

  • „Faustlos“, ein Curriculum zur Vorbeugung von aggressivem und gewaltbereitem Verhalten, speziell abgestimmt auf Kinder im Alter von 6 – 10 Jahren.

  • Erziehungskonzept

  • Klassenrat

  • Gespräche mit unserer Förderschullehrkraft

  • Zusammenarbeit mit dem Präventionsbeauftragten der Polizei

  • Mitarbeit im Präventionsrat der Stadt Elsfleth

  • Zusammenarbeit mit dem Jugendamt des Landkreises Wesermarsch

Faustlos

„Faustlos“ geht davon aus, dass aggressives Verhalten im Wesentlichen aus dem Mangel an sozialen Kompetenzen resultiert, so dass konstruktive Konfliktbewältigung in vielen Fällen nicht möglich ist und dadurch aggressives Verhalten entsteht. Deshalb ist es das Ziel dieses Curriculums, allgemeine prosoziale Fähigkeiten zu vermitteln, um so das impulsiv-aggressive Verhalten zu reduzieren und die Fähigkeit der Kinder zum Lösen von Konflikten zu fördern. „Faustlos“ richtet sich nicht nur an die potentiellen Täter, also die bereits auffälligen aggressiven Kinder, sondern auch an die potentiellen Opfer, die stillen Kinder, die bereit sind, alles über sich ergehen zu lassen.

 

Aufbau und Ziele

Das „Faustlos-Curriculum“ ist in drei große Themenbereiche gegliedert. Es vermittelt Kompetenzen in den Bereichen Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut.

 

Empathie Training

Empathie scheint ein wichtiger Faktor bei der Kontrolle aggressiven Verhaltens zu sein. Empathischen Menschen fällt es leichter, sich in die Sichtweisen anderer hineinzuversetzen und sie zu verstehen. Daher sind sie weniger gefährdet, andere miss zu verstehen oder sich über andere zu ärgern und damit werden sie weniger leicht in Konflikte verwickelt. Deshalb sollen die Kinder in die Lage versetzt werden,

  • die eigenen Gefühle und die Gefühle anderer zu identifizieren

  • sich in die Situationen und Gefühle anderer hineinzuversetzen, also die Perspektive der Partner zu übernehmen

  • •auf andere Menschen emotional zu reagieren.

 

Impulskontrolle

Impulskontrolle bedeutet, eine Aktivität zu stoppen und über ein Problem nachzudenken, anstatt spontan zu tun, was einem in den Sinn kommt. Die Kinder lernen mit Hilfe einer bestimmten Methode ein interpersonelles Problem zu lösen. Impulsives und aggressives Verhalten von Kindern soll vermindert werden durch,

  • das Kennenlernen von Problemlösestrategien und deren Anwendung in sozialen Situationen,

  • das Training von sozialen Verhaltensfertigkeiten, wie z. B. sich entschuldigen, jemanden höflich zu unterbrechen oder jemanden um Hilfe zu bitten.

 

Umgang mit Ärger und Wut

Strategien zum Umgang mit Ärger und Wut zielen darauf ab, zunächst die Auslöser von Ärger wahrzunehmen, um dann durch den Gebrauch von positiven Selbstverstärkern und durch die Anwendung von Beruhigungstechniken die Ärgergefühle in eine sozial verträgliche Richtung zu lenken.

 

Wütendes Verhalten von Kindern soll vermindert werden durch

  • das Erkennen ärgerlicher Gefühle bei sich und anderen und • die Anwendung von Techniken zur Reduzierung von Ärger und Wut

  • das Training einzelner Verhaltensfertigkeiten, wie z.B. Umgang mit Kritik,Umgang mit Hänseleien, Umgang mit Enttäuschungen usw.

 

Das „Faustlos-Programm“ zielt auf eine langfristige Wirkung ab. Die Schülerinnen und Schüler sollten ihr Verhalten in den unterschiedlichsten Situationen möglichst immer wieder bewusst überprüfen und faire Umgangsformen üben.

Gespräche mit der Förderschullehrkraft

Aus der engen Kooperation der Förderschullehrkraft mit den Lehrkräften erwächst die besondere Möglichkeit, die sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler gezielt zu fördern. In Einzelgesprächen und Gruppensitzungen werden die Ziele der Schule hinsichtlich Gewaltprävention umgesetzt.

 

Einzelgespräche

Um auf die Bedürfnisse der Kinder speziell eingehen zu können, bieten Einzelgespräche, besondere Möglichkeiten. Diese können sowohl von den Lehrkräften als auch von den Eltern als auch von den Schülern initiiert werden. Hier werden Lösungsstrategien entwickelt und Konflikte geklärt. Aber auch Alltagssorgen jeglicher Art dürfen die Kinder in vertrauter Umgebung erzählen. So wirken auch diese Gespräche entlastend für die Schülerinnen und Schüler, wodurch wiederum Stresssituationen reduziert und Gewalt vermieden werden kann.

Der Klassenrat

Der Klassenrat bietet den Raum, Konflikte gemeinsam mit der ganzen Klasse zu besprechen und selbstständig Lösungen zu finden. Diesem Prinzip folgend gibt es in jeder Klasse die Möglichkeit, eigene Wege in der Durchführung und Organisation zu finden. Wenn die Klassensituation es erfordert, ist einmal in der Woche eine Unterrichtsstunde für den Klassenrat vorgesehen. Dieser wird im wöchentlichen Wechsel von zwei Kindern geleitet. Die Klasse trifft sich dazu im Stuhlkreis. Dabei wird besonders auf die Einhaltung der Gesprächsregeln geachtet.

 

Jeder darf ausreden, es darf nicht dazwischengerufen werden und wer etwas sagen möchte, meldet sich. Die Klassenratsleiter erteilen dann das Wort.

 

Die nun folgende Struktur der Gespräche ist eingeübt. Es eignet sich dazu das Lösungsgespräch des schwedischen Autors Lars Edling.

  1. Ich habe selbstständig einen Konflikt gelöst.
  2. Ich habe jemanden traurig gemacht.
  3. Ich wurde von jemandem traurig gemacht.
  4. Ich habe jemanden glücklich gemacht. (Das war ein Vorschlag der Kinder.)
  5. Ich wurde von jemandem glücklich gemacht. ( s. o.)

 

Die Kinder besprechen ihre Konflikte und beraten auch, ob eine Entschuldigung reicht oder ob das Kind dem anderen noch etwas Gutes tun sollte. Manchmal empfiehlt die Klasse den Streitenden sich aus dem Weg zu gehen oder ein bestimmtes Verhalten zu ignorieren, oder sie entscheiden sich für kleine Strafen z.B. Pausenverbot oder Ähnliches.Bei allen Lösungsvorschlägen geht es nicht darum, ein Kind nachträglich zu bestrafen, doch es muss Verantwortung für sein Handeln übernehmen.

 

Das Vortragen ihrer Konflikte hilft den Kindern besser damit umzugehen und es ist für sie eine große Erleichterung, wenn sie mit der ganzen Klasse über erlittene Konfliktsituationen reden können. Die Kinder lernen, dass es andere Möglichkeiten gibt, einen Konflikt zu bewältigen als Schlagen und Treten. Ihr Handlungsspielraum wird vergrößert und es entwickelt sich eine Diskussionskultur.Für die Kinder der Klasse ist der Klassenrat eine sehr wichtige Zeit in der Woche, auf die sie nicht verzichten möchten.